Von der LIEBE

Liebes Menschenwesen, 

beim heutigen Lesen einer Textstelle von Khalil Gibran beobachtete ich mich, wie Erinnerungen, Bilder, Gefühle in mir aufstiegen. Ich erinnerte einige meiner Lehrer. Ich erinnerte mein Sehnen, meine Rastlosigkeit, mein wildes Herz, meinen Schmerz. Und ich fühlte Liebe und Dankbarkeit.

Sing nicht das Lied, das andere gesungen. Sing, was du selbst in deinem Herzen erkanntest.
— Bai Sahib zu Irina Tweedie

Um was geht es WIRKLICH in meinem Leben? Fragst du dich dies manchmal? Warum habe ich oft so viel Angst? Warum fühle ich mich oft getrennt? Warum bin ich manchmal unglücklich? Kann ich unglücklich sein, ohne zu denken? Wie kann ich mit meinem Körper umgehen, der doch offensichtlich so verletzbar und sterblich ist? Wer bin ich und was suche ich? Wer ist es überhaupt, der sucht?  Der Hintergrund, die Ursache liegt in unserem Verstand. Der Verstand, deine Gedanken, erschaffen  eine  virtuelle Realität. Diese schiebt sich wie ein Schleier zwischen dich und die Erfahrung dessen, was wirklich ist. Jeder Mensch leidet nicht an DER Wirklichkeit, sondern seiner virtuellen Vorstellung von der Realität. 

Die Realität, die Wirklichkeit ist nichts Festes, sondern eher wie ein pulsierender Tanz. Aus dem Nichts steigt die Form auf - und versinkt wieder im Nichts. Alles ist immer im Wandel. Du bist ein Teil des schöpferischen Feldes, du selbst bist  permanenter Wandel. Keine feste Form, sondern sanft pulsierend, lebhaft strömend, flutend, brandend.

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Jeder nimmt auf seine spezielle Art und Weise die Welt gefiltert wahr, Urteile sind somit immer begrenzt. Ungefähr so wie eine Brille, die jeder von uns trägt mit ihrem eigenen, besonderen Muster und dabei annehmend,  dass auch alle anderen dieselbe Brille auf der Nase haben. Je tiefer der Schlaf, also die Unbewusstheit, ist, desto stärker und bedrohlicher wird Leid erfahren. Ein Weg, um zunehmend aus diesem Schlaf zu erwachen, ist die Meditation, ein anderer Weg ist der Weg der Selbsterkenntnis, der Selbstbeobachtung.  Für beide Wege ist nach meiner Erfahrung ein Lehrer hilfreich, ein Lehrer kann jemand sein, der auf diesen Gebieten einen entscheidenden Schritt voraus ist. 

Von der LIEBE

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil. Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin, auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann. Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie, auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann wie der Nordwind den Garten verwüstet.

Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern, steigt sie hinab zu deinen Wurzeln und erschüttert sie in Ihrer Erdgebundenheit.

Wie Korngarben sammelt sie dich um sich. Sie drischt dich, um dich nackt zu machen. Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien. Sie mahlt dich, bis du weiß bist. Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist; und dann weiht sie dich ihrem heiligen Feuer, damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.

All dies wird die Liebe mit dir machen, damit du die Geheimnisse deines Herzens kennenlernst und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst. Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst, dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.

In die Welt ohne Jahreszeiten, wo du lachen wirst, aber nicht dein ganzes Lachen, und weinen, aber nicht all deine Tränen. Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.Liebe besitzt nicht, noch lässt sie sich besitzen; denn die Liebe genügt der Liebe. Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken, denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf.

Liebe hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen, aber wenn du liebst und Wünsche haben musst, sollst du dir dies wünschen: Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein, der seine Melodie der Nacht singt. Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen. Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein; und willig und freudig zu bluten.

Bei der Morgenröte mit beflügeltem Herzen zu erwachen und für einen weiteren Tag des Liebens dankzusagen. Zur Mittagszeit zu ruhen und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen. Am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren; und dann einzuschlafen mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen und einem Lobgesang auf den Lippen.
— Khalil Gibran

Lieber Mensch, auch ich befinde mich immerzu auf der Übungsmatte des Lebens und liebe, mühe mich, kämpfe, übe mich im Sein und in der Hingabe. Stell dir vor, tief in dich hineinzugehen, in dein verborgenstes Inneres. Dort in deinem allerinnersten Wesen, im Kern deines Seins selbst, wirst du einen Ort finden, an dem Frieden und Stille sind, vor allem aber LIEBE. Zwischen dem Einatmen und dem Ausatmen wird dieses Licht manifest. Dieses Licht, diese LIEBE, zu leben heißt für mich, gegenwärtig zu sein - da, wo die beiden Meere zusammentreffen, und diese Spannung, dieses Paradox zu halten. Dieses Geheimnis ist jeden Moment gegenwärtig und jeder von uns trägt eine einzigartige Absicht in sich, eine Note, die nur wir allein spielen können. Diese einzigartige Note kann nur in dieser Welt  gespielt werden, innerhalb von Zeit und Raum, innerhalb der begrenzten Welt der Formen. 

Wie wäre es, wenn du jetzt und heute, in diesem Moment, an dem du diese Worte liest, beginnst, DEIN Lied zu singen, DEINEN Tanz zu tanzen, DIR zu folgen? Alle Welt wartet auf ein Zeichen. Von Gott, vom Leben, dem Universum, deiner Chefin oder deinem Liebsten. Hast du schonmal daran gedacht, dass das Universum, die Welt auf DEIN Zeichen wartet? Was ist deine momentan wichtigste Vision, dein wichtigstes Ziel? Welches kraftvolle Zeichen könntest du heute dafür setzen? 

Herzlichst, Ihre und deine

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